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Jugendleiter*innen - Abenteuer im Elbsandsteingebirge

10.12.2023

Benno Sydel berichtet über ein Wochenende im Elbsandsteingebirge

Endlich war es so weit!

Nach langen Jahren des Versuchens hatte es endlich funktioniert. Der erste Ausflug der Jugendleiter*innen stand an und führte uns in das aufregende Elbsandsteingebirge. Obwohl ich offiziell kein Jugendleiter mehr in Braunschweig bin, wurde ich
freundlicherweise trotzdem mitgenommen. Während Finja, Jay, Lukas und Micha in Braunschweig ihre Rucksäcke packten, begann meine Reise bereits am Freitagmittag, 760 km weiter südlich. Nach meiner letzten Vorlesung machte ich mich sofort mit meinem gepackten Rucksack und Fahrrad auf den Weg zum Zug. Nach vier Umstiegen erreichte ich Stunden später, fast pünktlich um kurz vor 11 Uhr abends, Bad Schandau.

Die perfekte Zeit für ein kleines Abenteuer. Mit meinem Fahrradlicht als einzige Lichtquelle fuhr ich eine steile, enge Straße hinauf. Obwohl ich vor einem Jahr schon einmal hier gewesen war, kam mir der Weg im Dunkeln endlos vor. Nach einer halben Stunde erreichte ich endlich den Parkplatz. Ein einziges Auto stand dort, mit einem Kennzeichen aus Braunschweig. Das konnte nur bedeuten, dass ich richtig war. Nun musste ich nur noch den Weg zur Boofe finden. Obwohl oder vielleicht eher, weil
Lukas und ich uns letztes Jahr auf dem Weg dorthin verirrt hatten, war es im Dunkeln kein Problem mehr, zu den anderen zu finden. Für alle, die nicht mit der Gegend vertraut sind: Eine Boofe ist ein Platz unter einem großen Felsvorsprung oder einer höhlenartigen Formation, an dem man übernachten kann. Dieses Mal war es besonders wichtig, dass wir bei Regen trocken bleiben konnten. Mit dem letzten Rest meines Taschenlampenlichts (Profitipp: den Akku vorher aufladen) fand ich einige Ge-
stalten, die im Kerzenlicht schliefen. Eine der Gestalten murmelte schläfrig "Hallo Benno". Ah, jetzt wusste ich, dass ich hier richtig war. Nach einer unruhigen Nacht, in der wir von Schüssen und seltsamen Tierlauten aufgeschreckt wurden, stellten wir am nächsten Morgen fest, dass es viel stärker geregnet hatte als angekündigt. Das Klettern am Samstag konnten wir vergessen, der Sandstein brauchte viel Zeit, um abzutrocknen. Aufgrund der erzwungenen Kletterpause hatten wir zumindest
genug Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Wir genossen ein köstliches Müsli mit Haferflocken, Nüssen und frischem Obst. Dabei erfuhr ich auch, dass eigentlich noch viel mehr Jugendleiter*innen hätten mitkommen wollen, aber einige von ihnen hatten leider spontan absagen müssen.

Da das Klettern aufgrund der Nässe keine Option war, entschieden wir uns für ein alternatives Programm: die Begehung der Häntzschelstiege. Mit dem Auto fuhren wir zum Beuthfall und von dort aus wanderten wir über einen breiten Forstweg zu den imposanten Affensteinen. Lukas und Micha erklärten uns unterwegs die Umgebung und die Herausforderungen der verschiedenen Routen, die entlang der Felswände führten. Über einen schmalen Pfad gelangten wir zum Einstieg der Häntzschelstiege. Vorbei an anderen Kletterern, die versuchten ihre Klettergurte anzulegen, gingen wir noch einige Meter weiter bis zum Beginn des Klettersteiges. Dort machten wir uns bereit und begannen unseren Aufstieg.

Wir kletterten über einige Stahlbügel und kämpften uns ein paar Meter hoch zu einem schmalen Felsband. Nach einem mutigen Schritt über einen Felsspalt erklommen wir noch ein paar weitere Stufen bis zu einem Absatz. Von dort aus stiegen wir durch einen engen und nassen Kamin, der mit Leitern versehen war, in Richtung Gipfel. In den schmalen Kaminen hatten diejenigen von uns, die Turnbeutel statt Rucksäcke trugen, deutlich Vorteile. Vielleicht war ein Turnbeutel gar nicht so schlecht?
Auf einem weiten Plateau setzten wir unseren Weg fort bis zum Carolafelsen. Bei einer kurzen Rast auf dem Gipfel genossen wir nicht nur die atemberaubende Aussicht auf die Schrammsteine, sondern auch die Reste des Reis-Currys vom Vorabend.

Durchgefroren vom Wind setzten wir unseren Weg zum Frienstein fort. Am Frienstein gibt es nicht nur einige der schwierigsten Kletterstellen der Region, sondern auch die beeindruckende Idagrotte, die man unbedingt besichtigen sollte, wenn man schon einmal dort ist. Trotz der Störung durch Touristen mit einer nervigen Drohne (und das mitten im Nationalpark) checkten wir ein paar Boulder aus, bevor wir uns in ruhigere Gebiete zurückzogen. Vorbei an beeindruckenden Felswänden stiegen wir über
dutzende Treppenstufen zurück zum Auto hinab. 

Am späten Nachmittag waren wir zurück am Papststein. Wir verstauten unsere Kletterausrüstung und die Zutaten für unser Abendessen, aus Nudeln mit Tomatensoße bestehen sollte, in den Rucksäcken und machten uns auf den Rückweg
zur Boofe. Dort deponierten wir die Rucksäcke zusammen mit den anderen Sachen und nahmen unsere Knotenschlingen und andere mobile Sicherungsmittel mit. Ausgestattet mit dem Material kehrten wir zunächst im "Café Papststein" ein, um
einen Cappuccino, Kakao oder eine Cola zu trinken.

Gestärkt machten wir uns anschließend am Fuße der Papststein-Wände daran, unsere Knotenschlingen zu legen. Knotenschlingen sind mobile Sicherungen, die im Sandstein verwendet werden, um den empfindlichen Fels vor Schäden durch Klemmkeile
zu schützen. Nachdem jeder einige Schlingen gelegt und in den Felsen platziert hatte, begutachteten wir gemeinsam die Qualität und Festigkeit der einzelnen Sicherungspunkte.

Nachdem wir das gesamte Material wieder mühevoll eingesammelt hatten, stiegen wir wenige Meter zurück zur Boofe ab. Dort ließen wir den Tag bei einem köstlichen Abendessen ausklingen und kuschelten uns früh in unsere Schlafsäcke, erschöpft von unserem anstrengenden Spaziergang. Am nächsten Morgen weckten uns sanfte Sonnenstrahlen, die sich durch die Blätter bahnten. Frisch und ausgeruht aßen wir schnell unser Müsli und packten eilig unsere Sachen zusammen, um den Klettertag voll auszunutzen. Um Zeit zu sparen, entschieden wir uns, direkt zum Papststein als Kletterziel zu gehen.

Während Finja und Micha einen etwas feuchten Kamin an der Nordseite erklommen, machte ich mit Lukas und Jay den deutlich trockeneren Südwestweg vor. Nach der Klettertour trafen wir uns schließlich alle auf dem Gipfel und trugen uns ins Gipfelbuch ein. Als wir den Felsen wieder hinabstiegen, übernahm Lukas den Kamin für uns, während Micha für Finja den Südwestweg erkletterte. Nach den zwei Aufwärmrouten war es endlich soweit - Jay stand vor seiner ersten Vorstiegsroute im
Elbsandstein. Nachdem er alle Schlingen am Körper verstaut hatte, meisterte er den Südwestweg problemlos.

An dieser Stelle nochmals herzlichen Glückwunsch! Nach einer kurzen Mittagspause machte ich mich dann an meine letzte Tour des Tages, vielleicht sogar die letzte Tour des Jahres in Saxn. Als Abschiedstour kletterte ich den Südweg auf den Pabst, gefolgt von den anderen. Gemeinsam genossen wir den atemberaubenden Ausblick, bevor wir wieder hinabstiegen. Die Zeit verging leider viel zu schnell, und wir mussten unser Kletterequipment zusammenpacken. Nach einem kurzen Fußweg zum Auto verabschiedete ich mich von der restlichen Gruppe, bevor sie zurück nach Braunschweig fuhren. Nun allein, optimierte ich mein Gepäck noch für die Fahrradfahrt und machte mich dann auch auf den Heimweg.

Da ich noch etwas Zeit hatte, bevor der Zug abfuhr, beschloss ich, mit dem Fahrrad bis nach Dresden zu fahren. Entlang der Elbe passierte ich beeindruckende Felswände und malerische Ortschaften. 

Die Elbe hatte hier eine imposante Schlucht in den Felsen gegraben. Nach einer Weile wurden die Wände kleiner und die Ortschaften immer größer. Schließlich tauchte Dresden vor mir auf. Entlang der Elbe merkte man kaum, dass man sich in einer Stadt befand, bis man direkt im Stadtzentrum von Dresden stand. Nach einer raschen Sightseeing-Tour, bei der ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigte, musste ich mich dann auch zum Nachtzug begeben, der mich jetzt hoffentlich pünktlich
zur nächsten Vorlesung bringt.

Wer sich jetzt vielleicht fragt, ob wir verrückt sind, dem kann ich nur sagen, alle die im Elbsandstein klettern müssen zumindest ein wenig verrückt sein.

Wenn du ebenfalls Lust auf solche Abenteuer hast oder dich einfach nur im DAV engagieren möchtest, bist du jederzeit herzlich willkommen. Du musst nicht selbst verrückt sein, solltest aber mit verrückten Leuten umgehen können. Weitere Informationen erhältst du auf alpenverein-braunschweig.de oder per E-Mail an jugendreferat@davbs.de oder sektion@davbs.de.

Es mag den ein oder anderen überraschen, an dieser Stelle etwas von mir zu lesen, aber ich freue mich auf jeden Fall, dass ich wieder etwas für das BS-Alpin schreiben durfte und dass ich beim JGL-Ausflug dabei sein konnte. Vielen Dank an alle, die die Organisation übernommen haben, und natürlich an alle anderen, die den JDAV am Laufen halten – ihr macht das großartig, lasst euch nicht entmutigen!